Wer nicht laufen möchte, kann sich auch mit der Gondel hinauftragen lassen.(Foto: Carola Ferstl)
Samstag, 03. November 2018
Von Carola Ferstl
Viele Touristen zieht es in den Dolomiten in die urigen Berghütten. Deren Geschichten sind oft ebenso gänsehauterzeugend wie das beeindruckende Bergpanorama im Sonnenuntergang.
Etwa eine halbe Stunde, nachdem die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, beginnt das Schauspiel. Erst zartrosa, dann leuchtend orange „brennen“ die hellen Bergspitzen aus Kalkstein und beschenken den Besucher in den letzten Minuten des Tages mit einem feurigen Spektakel aus Licht. Nur wenige Minuten später verblassen die Farben.
Zurück bleibt kalter Stein und es beginnt eine kalte, häufig eisige Nacht. Wie jene vor fast 70 Jahren. Am 17. August 1952 ist der Bergführer Toni Demetz mit einer Seilschaft auf dem massiven Gipfel des Langkofel in den Südtiroler Dolomiten unterwegs, ein fast 3000 Meter hoher Koloss aus Stein, der wie der Rücken eines riesigen Urzeittieres aus den grünen Almen herausragt.
In dieser Gegend kommen unvermutet und rasend schnell Gewitter auf. Die warme Luft aus dem Tal trifft auf die kalte Bergluft. Im Laufe des Tages nimmt das Gewitterrisiko immer weiter zu. Für Bergsteiger und Kletterer eine gefährliche Falle. Auch Toni Demetz wird mit seinen beiden Begleitern überrascht. Ein Blitz trifft die Gruppe.
Quasi mitten durch den Bergführer schlägt er ein. Er hinterlässt ein Loch in seinem Hut und den jungen Mann halbseitig gelähmt zurück. Unten im Tal sorgt sich derweil Tonis Familie, sein Vater Guiseppe, Bergführer wie sein ältester Sohn, erkennt die Gefahr und hält das Warten nicht aus. Er macht sich trotz der Gefahr durch das Wetter auf, um die Gruppe zu suchen.
Doch er ist zu spät. Sein Sohn und ein weiterer Wanderer sind bereits erfroren. Voller Verzweiflung will sich auch der Vater vom Berg stürzen, als er feststellt, dass der dritte Mann noch am Leben ist. Er schnallt sich den Verletzten auf den Rücken und bringt ihn ins Tal. Erst danach birgt er die Leichen seines Sohnes und des zweiten Mannes der Seilschaft.
Dieser dramatischen Geschichte haben es die Wanderer unserer Tage zu verdanken, dass sie auf rund 2700 Metern Höhe in der Scharte des Langkofel eine Schutzhütte finden, die Toni-Demetz-Hütte, benannt nach dem verstorbenen Bergführer. Denn Guiseppe Demetz widmete fortan sein Leben dem Schutz der Wanderer und dem Gedenken an seinen Sohn. Heute betreibt der jüngste Bruder der Familie Demetz, Enrico, die Hütte.
Einfach und gut
30 Schlafplätze, teils gerade mit frisch duftendem Holz renoviert, bietet das Haus. Wer den Aufstieg scheut, kann mit einer archaisch anmutenden Zwei-Mann-Gondel auf den Berg fahren und das herrliche Alpenglühen mit wunderbarem Panorama genießen. Gegessen wird um 19 Uhr, geschlafen um 21 Uhr.
Klingt für verwöhnte Stadtmenschen nach Entbehrung, aber danach kann man schnell süchtig werden und so gibt es rund um das Grödner Tal, wie das Val Gardena auf Deutsch heißt, eine ganze Reihe von Hütten, die man manchmal nach anstrengenden Tageswanderungen oder auf ganz bequemen Touren mit gemütlichen Zwischenstopps erreichen kann.
Wer etwas Zeit mitbringt, kann in fünf bis sieben Tagen die Tour auf der Krone der Gardena unternehmen. Rund 60 Kilometer geht es durch den Naturpark Puez-Geisler über das anspruchsvolle Sella-Hochplateau bis zur Langkofelgruppe mit besagter Toni-Demetz-Hütte.
Blick ins Urmeer Tethys
Immer sollte man dabei die Augen offen halten, denn hier oben auf den schroffen Bergen gibt es an vielen Stellen Muscheln zu finden. Vor 240 Millionen Jahren wogte das Urmeer Tethys in diesem Gebiet. Das Sella-Plateau ist ein vollständig versteinertes Korallenriff, das durch die Verschiebungen der Erdplatten senkrecht aus dem Boden gehoben wurde. An anderen Stellen findet man in zerbrochenen Steinen vollständige Abdrücke von Pflanzen und Tieren, die von der Erdgeschichte lange vor unserer Zeit erzählen. Die schönsten Exemplare kann man im kleinen Museum in St.Ulrich bestaunen.
Wie auch besonders schöne Exemplare der Holzschnitz-Kunst, die das Tal vor mehr als 100 Jahren bis in entfernte Gegenden berühmt gemacht hat. Die Händler, die die kunstvollen Marienfiguren, Möbel oder Altäre aus Holz in alle Welt verkauften, kamen mit großen Gewinnen zurück und bauten die hübschesten, mit Schnitzereien verzierten Häuser im Tal, die man heute noch bewundern kann. Einmal im Jahr findet in St. Ulrich eine Kunstmesse statt, auf der man die schönsten Schnitzereien bewundern und erwerben kann.
Wandern und Genießen sind nur zwei Gründe, ins schöne Tal zu reisen, das zum Unesco-Welterbe zählt. Bald rüsten sich die Orte für die Ski-Saison. Auf den Brettern kommen die Urlauber dann etwas rasanter in den Genuss der einmaligen Bergwelt und können von hier aus mit nur einem Skipass 1200 Kilometer Pisten ausprobieren – von der Seiser Alm bis nach Cortina d’Ampezzo oder zu den Sextener Dolomiten. Egal, ob Sommer, Winter oder goldener Herbst: In den Dolomiten kommen sportbegeisterte Menschen jederzeit auf ihre Kosten.
Der Konzern will Vergleiche mit Klägern aber nicht grundsätzlich ausschließen. „Wir werden uns mit allen Mitteln in diesem Rechtskomplex verteidigen, und zwar entschieden“, sagte Bayer-Chef Werner Baumann in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri vor Journalisten. Er verwies abermals auf „mehr als 800 wissenschaftliche Studien“, die belegten, dass der Unkrautvernichter Glyphosat sicher sei.
Es sei zwar vorstellbar, sich in ganz bestimmten Fällen zu einigen, wenn die Kosten für die Prozessvorbereitung und Verteidigung der nächsten Monate höher wären als die Kosten für einen Vergleich. Dies wäre dann jedoch eine rein wirtschaftliche Entscheidung, so Baumann. Grundsätzlich wolle Bayer sich energisch verteidigen.
Der Kläger im ersten Glyphosat-Prozess, Dewayne Johnson, führt seinen Lymphdrüsenkrebs auf seinen Umgang mit dem Unkrautvernichter während seines Jobs als Platzwart an kalifornischen Schulen zurück. Eine Geschworenen-Jury hatte Johnson im August zunächst 289 Millionen US-Dollar (255 Mio Euro) zugesprochen. Infolge des Juryurteils hatten die Bayer-Aktien bis zu 30 Prozent an Wert verloren. Aktuell kosten sie noch rund ein Viertel weniger als damals. Das entspricht beim Börsenwert einem Minus von rund 20 Milliarden Euro.
Bayer und Monsanto fochten das Urteil zwar an, die zuständige Richterin Suzanne Ramos Bolanos senkte die Strafzahlung aber lediglich auf rund 78 Millionen Dollar. Bayer will nun in Berufung gehen und baut dabei auf eine inzwischen veränderte Rechtsstrategie.
Anders als im Fall Johnson, der vor einem Staatsgericht verhandelt wurde, landete die überwiegende Zahl der nach letztem Stand rund 8700 Fälle bei Bundesgerichten (Federal Courts). Aufgrund der großen Zahl wurden sie in einem sogenannten Multi District Verfahren gebündelt. Dabei geben die einzelnen Bundesgerichte die Fälle zunächst an ein zentral bestimmtes Gericht ab. Dort werden die Fälle dann vorbereitet und Unterlagen sowie Experten- und Zeugenaussagen aufgenommen.
Dem Rechtsexperten Matthew Thurlow zufolge dürfte es aktuell darum gehen, Präzedenzfälle auszuwählen, die einen Querschnitt aller Klagen wiedergeben. Das sagte er Anfang Oktober in einer vom Analysehaus Bernstein Research organisierten Telefonkonferenz zum Thema Glyphosat. Diese Fälle würden dann ab Februar verhandelt und könnten den Streitparteien helfen, das Ausmaß der möglichen Belastungen besser einzuschätzen und sich letztendlich zu einigen.
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Das Trainingslager der niederländischen Fußball-Nationalmannschaft nahe Genua.(Foto: Thomas Schmoll)
Samstag, 03. November 2018
Eine Kolumne von Thomas Schmoll
Niederländer sind die besten Umweltschützer der Welt. Gemeinsam mit ihnen werden wir die Ozeane vom Plastikmüll befreien. Auch wenn dann noch mehr Leute in der Ostzone die AfD wählen, weil man ihnen den letzten Strohhalm nimmt.
Ich dachte immer, Hollands Fußball-Nationalteam läuft in orangefarbener Kleidung hin und her, weil das niederländische Königshaus mit der Linie der Oranje-Nassau zu tun hat. Ganz falsch. Holländer sind Experten für Müll. Manchmal spielen sie auch selbigen. Und Müllmänner verrichten ja bekanntlich ihren Dienst in orangefarbener Uniform.
Nun fragen Sie berechtigterweise, wie ich das herausgefunden habe. Mein bisheriger Lieblingsjeanshersteller stellt meine Lieblingsjeans nicht mehr her, weshalb er nicht mehr mein Lieblingsjeanshersteller ist. Mein ehemaliger Lieblingsjeanshersteller zwang mich also, meine geliebte Höhle zu verlassen, um auf Jagd nach einer Ersatzhose zu gehen. Ich landete bei Peek und Cloppenburg in der Berliner Tauentzienstraße. Ich gehe immer dorthin, wenn ich neue Klamotten benötige, weil die Verkäuferinnen stets wissen, was modefeindliche Stadteremiten wie ich nötig haben. Zudem sind die Frauen sehr nett. Wahrscheinlich sind sie allesamt Importe aus anderen Städten, wo Menschen noch freundlich miteinander umgehen.
Unser Meer?
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Als ich an der Kasse stand, bezahlte direkt vor mir eine Holländerin. Die Verkäuferin fragte vorbildhaft: „Wollen Sie eine Tüte haben?“ Und die Holländerin sagte: „Nein, danke, das ist nicht gut für unser Meer.“ Unser Meer? Hallo!? Haben die Schildkröten in den Berliner Zoos vielleicht Plastikteile um Hals oder Gliedmaßen? Ich glaub, es hackt. Der Berliner weiß nämlich: Bei uns gibt es gar kein Meer! Willst ja nur vorbildlich sein, Antje aus Holland.
Ich versuchte die junge, hübsche Kassiererin mit einem Blick zu erreichen, der in mittelmäßigen Krimis als „komplizenhaft“ bezeichnet werden würde. Aber sie hat sich – wiederum vorbildhaft – neutral verhalten und sich nicht mit mir gegen die umweltschützende Holländerin verbündet. Bestimmt dachte die Kassiererin, die Polarisierung der Gesellschaft ist schon schlimm genug, da müssen wir uns nicht auch noch gegen Holländer zusammentun, die die Welt retten wollen.
Mich brachte die Begegnung schwer ins Grübeln. Wichtige Fragen bewegten mich. War die Frau wirklich aus Holland? Oder Belgierin? (Ich musste mich für die Niederlande entscheiden, weil ich sonst stundenlang über einen anderen Einstieg für diese Kolumne hätte grübeln müssen.) War es richtig, gleich zwei Jeans zu kaufen? Bin ich ein Umweltsünder, weil ich mir eine Plastiktüte geben ließ? Komme ich in die Hölle und muss dort Schlafanzüge von Lidl tragen?
Bienen sind in
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Ich vermute, die Holländerin ist nach Berlin und wieder zurück in ihre Heimat geradelt oder gelaufen, um die Umwelt zu schonen. Als Höhepunkt ihres Berlin-Besuches war sie auf der Demo für eine bienenfreundliche Landwirtschaft, die kürzlich vor dem Brandenburger Tor stattfand. Sie blieb friedlich, obwohl mutmaßlich mindestens zwei Teilnehmer gegen das Vermummungsverbot verstoßen haben. Eine Frau erschien im Bienenkostüm, ein Mann im Imkeranzug.
Berlin ist voller Insektenschützer. Ganz besonders im rot-rot-grünen Senat. Der will die Lebensräume für Bienen verbessern und die Imkerei fördern. Scheißegal, dass ernst zu nehmende Wissenschaftler darauf hinweisen, dass Honigbienen den Wildbienen die Nahrung streitig machen. Bienen sind in! Da darf man auch mal populistisch werden. Dabei stehen Wildbienenarten haufenweise auf der Roten Liste. Von den knapp 600 Arten in Deutschland ist jede zweite als gefährdet eingestuft.
Im Wettbewerb der umweltfreundlichsten Städte der Welt kann nur Straßburg mit Berlin mithalten. Das EU-Parlament, das in der französischen Stadt seinen Sitz hat, beschloss kürzlich das Verbot von Plastik-Trinkhalmen, Wattestäbchen, Einweggeschirr und anderem Plastikschrott. Erst der Euro und die genormte Gurkenlänge. Und jetzt wollen uns diese EU-Irren auch noch unsere Grillfeste, Ohren und den Kaffee versauen.
Kaffee mit Trinkhalm
Die Bewohner der Ostzone trifft das besonders hart. Warum, erkläre ich Ihnen anhand eines Erlebnisses. Vor einiger Zeit saß ich in Halle an der Saale in einem Café und bestellte einen Latte Macchiato. Die Kellnerin brachte ihn mir samt Löffel und – Strohhalm. He? Wieso ein Strohhalm? Sicher ein Versehen, dachte ich. Später orderte ich einen zweiten Latte Macchiato. Auch der kam mit Strohhalm. Ich fragte die – übrigens sehr sympathische – Kellnerin, warum mein Heißgetränk mit einem Strohhalm versehen sei. Sie sagte, hier schlürften die Leute eben den Milchkaffee mit Strohhalm. Die Kellnerin berichtete, dass sie kürzlich nach dem Servieren eines Latte Macchiatos gefragt wurde: „Sparen Sie?“ Sie wusste nicht, was der Gast meinte, bevor er erklärte: „Sonst wäre doch ein Strohhalm dabei.“
Seither bringt die Kellnerin alle Latte Macchiatos vorsichtshalber immer mit Strohhalm. Bevor jemand bei Google eine Bewertung schreibt: „Essen super. Latte Macchiato erstklassig. Aber Warnung! Wird ohne Strohhalm serviert!“ Meine Vermutung: Der Ostdeutsche braucht einen Strohhalm, an dem er sich festhalten kann. Die DDR, seine Heimat, ist ja weg. Und nun bürdet ihm das EU-Parlament abermals eine harte Umstellung auf. Kein Wunder, dass die AfD bald auf 80 Prozent im Osten kommt. „Wir sind das Volk!“ Ein Volk ohne Wurzeln und bald ohne Wegwerf-Strohhalme im Latte Macchiato! Das kann nicht gut gehen.
Ernie und die Plastikente
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In dem Zusammenhang muss ich meinen kritischen Blick leider auch auf das verantwortungslose Verhalten der ARD richten, das mit den Gebühren der Bürger seit Jahren die Plastik-Lobby unterstützt. Vielleicht erscheint Ihnen mein Beispiel übertrieben, wenn ich von der Badewanne statt vom Ozean schreibe. Aber genau das hat doch die verantwortungsbewusste Holländerin bei Peek und Cloppenburg gemeint. Auf jeden Einzelnen kommt es an. Auch auf Ernie aus der Sesamstraße.
Der Freund von Bert saß schon vor Jahrzehnten auf ARD-Kosten in der Badewanne, die, wie es Ernie freimütig bekundet, „bis oben hin gefüllt ist mit Wasser und Schaum“. Verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen sieht anders aus, Genosse Ernie. Wer es nicht glaubt, soll sich das Video auf Youtube ansehen. Vor der Wanne sind drei Spielzeugschiffe und ein Wasserball: aus Plastik! Ernie lobt seine „praktische Bürste, um mir meinen Rücken abzuschrubben“. Auch sie ist aus: Plastik! Es kommt noch schlimmer. Ernie singt eine Lobeshymne auf sein Quietschentchen. Auch das ist aus: Plastik!
Sogar der gute alte Loriot hat womöglich Dreck am Stecken. Hat mal jemand überprüft, ob Herr Müller-Lüdenscheidt, Dr. Klöbner und Ernie für Quietscheentchen-Schleichwerbung Geld bekommen haben? Das wäre doch einmal ein schöner Auftrag für eines der Investigativteams in den Redaktionen, die seit geraumer Zeit wie Plastik aus dem Meer sprießen.
Ich kann nur hoffen, dass Eltern ihren Kindern wenigstens nur noch Quietscheentchen aus Plastik kaufen, das umweltverträglich ist und nicht durch den Abfluss ins Meer gelangt. Auch ich habe gute Vorsätze, die Ozeane zu retten. Ich werde Imker für Wildbienen. Zum Starbucks nehme ich ab sofort meine eigene Tasse mit, die ich nie mehr abwasche. Meine kleine Großnichte kriegt doch kein Quietschentchen von mir zu Weihnachten. Ich gebe die Ente im Tierheim ab. Wenn ich das nächste Mal mit meiner 180 Meter langen Jacht in die ökologisch hochsensible Antarktis schippere, bringe ich das Einweggeschirr, das ich nach Gebrauch auf meinen Kreuzfahrten gewöhnlich auf Eismüllberge und in den Ozean kippe, wieder mit nach Hause und entsorge es hier artig.
Und wenn ich das nächste Mal bei Peek und Cloppenburg eine Jeans kaufe, gehe ich in Unterhosen hin und ziehe die neue Hose sofort an, um die Einkaufstüte zu sparen. Man soll zwar neue Klamotten wegen der Chemikalien vorm ersten Anziehen waschen. Aber einen Tod müssen wir eben sterben.
Wurde als Vorsitzender der Thütinger AfD bestätigt: Björn Höcke.(Foto: picture alliance/dpa)
Samstag, 03. November 2018
Der Druck auf die AfD wächst: In mehreren Bundesländern wird der Verfassungsschutz bereits aktiv, ein internes Gutachten rät zur Vermeidung bestimmter Begriffe. Rechtsaußen Björn Höcke warnt jedoch genau davor – und bezeichnet dies als „Narretei“.
Angesichts einer möglichen Beobachtung der AfD durch den Verfassungsschutz warnt der Co-Vorsitzende des Thüringener Landesverbands, Björn Höcke, sein Partei vor Panik. Eine solche Angst bezeichnete Höcke, der Wortführer des ultrarechten Parteiflügels ist, auf einem Landesparteitag in Pfiffelbach als „politische Bettnässerei“. Wenn Parteimitglieder glaubten, dass Begriffe wie Volk oder Altparteien nicht mehr gebraucht werden sollten, um eine Beobachtung der AfD zu verhindern, sei das politische Narretei.
Zuvor war der Inhalt eines internen Gutachtens bekannt geworden, in dem die Partei dringend vor der Verwendung von Begriffen wie „Überfremdung“ und „Umvolkung“ gewarnt wird, da diese Anhaltspunkte für eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz liefern könnten. Den Parteimitgliedern wird zudem empfohlen, Pauschalurteile wie „Flüchtlinge sind kriminell“ oder „Altparteien sind korrupt“, die bestimmte Gruppen herabwürdigen, zu vermeiden.
Höcke stellte sich auf dem Parteitag zur Wiederwahl als AfD-Chef in Thüringen – und wurde er mit 81,2 Prozent der abgegebenen Stimmen im Amt bestätigt. Einen Gegenkandidat gab es jedoch nicht. Höcke war bereits Mitte Oktober als Spitzenkandidat der AfD für die Thüringer Landtagswahl 2019 aufgestellt worden.
Höcke will gegen mögliche Beobachtung vorgehen
Bei seinem Auftritt in Pfiffelbach kritisierte Höcke auch die Entscheidung des Thüringer Verfassungsschutzes, die AfD zum Prüffall als Vorstufe einer möglichen Beobachtung zu erklären, als Willkür. Er warf Thüringens Verfassungsschutzpräsidenten Stephan Kramer vor, gegen geltendes Recht zu verstoßen und kündigte rechtliche Schritte gegen eine mögliche Beobachtung durch alle Instanzen an – notfalls bis zum Europäischen Gerichtshof.
Die Verfassungsschutzämter in Bremen und Niedersachsen haben bereits vor einigen Wochen entschieden, die AfD-Jugendorganisationen dort zu beobachten. Die Junge Alternative will an diesem Sonntag auf einem Bundeskongress entscheiden, ob die beiden Landesverbände aufgelöst werden. Der bayerische Verfassungsschutz beobachtet aktuell auch drei Landtagsabgeordnete der AfD.
Rund 1000 AfD-Mitglieder haben in den vergangenen Tagen einen „Stuttgarter Aufruf“ unterzeichnet, der eine „Verunsicherung der Mitglieder“ durch „zahlreiche Ordnungs- und Auschlussverfahren“, die bereits eingeleitet oder in Vorbereitung seien, beklagt. Die AfD-Spitze hat für kommenden Montag zu einer Pressekonferenz zum Thema „Die AfD, der Verfassungsschutz und die Meinungsfreiheit in Deutschland“ in Berlin eingeladen.
Die US-Kongresswahlen werden Börsen-Experten zufolge wohl den Weg für weitere Kursgewinne ebnen. Für Gesprächsstoff sorgt auch der Handelskonflikt zwischen den USA und China. Derweil erreicht die deutsche Bilanzsaison ihren Höhepunkt.
Eine spannende Woche steht den Anlegern weltweit bevor. Die plötzlich wieder aufgekommene Hoffnung auf eine Beilegung des Handelsstreits zwischen den USA und China überlagert nun wieder alles. Schon die heftige Reaktion der Märkte auf spekulative Presseberichte, wonach der US-Präsident seinen Stab schon an Vertragsentwürfen arbeiten lasse, machte deutlich, wie sehr sich die internationale Anlegerwelt nach einer Lösung sehnt – auch wenn Donald Trump damit nur Probleme löst, die er selbst geschaffen hat.
Selbst die Kritik an den Apple-Zahlen trat demgegenüber in den Hintergrund. Dabei hätten Anleger sie durchaus zum Anlass nehmen können, um eine erneute Verkaufswelle an den Börsen durch fallende US-Technologie-Aktien auszulösen. Nicht, weil die Zahlen an sich schlecht waren, sondern wegen der künftigen Intransparenz, da Apple keine regelmäßigen Absatzzahlen ihrer Produkte mehr veröffentlichen will. Sollten die Gewinnmitnahmen in diesem wichtigen Aktiensegment aber zumindest zum Stillstand kommen, dürfte die Erholungsrally an den Börsen ungebremst weiterlaufen.
Die kommende Woche, und genau genommen der gesamte Monat November, werden damit zu einem rein politischen Börsenmonat. Eine Lösung im Handelsstreit soll bis zum Treffen von US-Präsident Trump mit Chinas Staatschef Xi Jinping auf dem G20-Gipfel in Argentinien verkündet werden. Er findet ab dem 30. November in Buenos Aires statt. „Sollte es nun zu einem Abkommen zwischen beiden Ländern kommen, wäre dies eine enorme Erleichterung für die Aktienmärkte“, sagt Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. „Die Börsenampel würde dann klar auf Grün springen und der Markt wäre für eine Weihnachtsrally bereit.“
Dazu gesellen sich politische Entspannungssignale auch von anderen Krisenherden: Selbst in Großbritannien und Deutschland wurden potenziell belastende Themen zum Guten gewendet. So verbessert sich die Stimmung beim Brexit deutlich, hier deutet sich an, dass britische Banken den Zugang zum europäischen Binnenmarkt verlieren. Auch die Auflagen dafür werden als zahm gewertet.
US-Wahlen im Fokus
Spannend ist, wie der Markt ab Mittwoch die US-Kongresswahlen aufnehmen wird. Am Dienstag stehen das gesamte US-Repräsentantenhaus sowie ein Drittel des Senats zur Wahl. Umfragen zufolge werden die Republikaner von US-Präsident Trump wahrscheinlich ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus verlieren. Im Senat dürften sie demnach ihre dünne Mehrheit dagegen etwas ausbauen.
Die Zwischenwahlen werden als wichtiger Indikator für die Hausmacht des US-Präsidenten gesehen. „Sind die Wahlen erst einmal vorbei, fällt ein weiteres Stück Unsicherheit von den Börsen ab“, sagt Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Sollten die Demokraten den Republikanern wie erwartet das Repräsentantenhaus abjagen, würden Anleger sicher aufatmen, meint Scott Krauthamer, Chef-Anlagestratege beim Vermögensverwalter Alliance Bernstein. „Denn: Ein gespaltener Kongress würde wahrscheinlich bis zur nächsten Präsidentschaftswahl im Jahr 2020 keine nennenswerte Gesetzgebung verabschieden. Angesichts der starken US-Konjunktur und der bislang relativ robusten Börse können wir damit rechnen, dass die Märkte gut auf dieses Ergebnis reagieren.“
Etwas verdrängt hat der Markt, dass kommende Woche auch noch eine Zinsentscheidung der US-Notenbank ansteht. Unter Börsianern gilt als ausgeschlossen, dass sie den Leitzins am Donnerstag antasten wird. „Allerdings halten die US-Währungshüter unverändert Kurs auf eine weitere Zinserhöhung im Dezember“, sagt Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner. „Die teilweise etwas schwächeren Daten der letzten Wochen und die Kursrückgänge an den Aktienmärkten werden daran nichts ändern.“
Sollten sich aber auch nur die leichtesten Indikationen ergeben, dass die Fed bei ihren Zinserhöhungen zurückhaltender wird, dürften die Märkte durch die Decke gehen. Dagegen spricht aber klar der starke US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag. Er könnte schnell wieder das Angstthema Inflation durch steigende Lohnkosten – und damit schnellere US-Zinserhöhungen – auf die Agenda bringen. Schließlich sprangen die Löhne in den USA im Oktober mit stärksten Anstieg in fast zehn Jahren nach oben. Mit 3,1 Prozent Plus gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich der Stundenlohn noch stärker, als im Schnitt schon sehr hoch mit 3,0 Prozent erwartet.
Dax-Konzerne präsentieren Zahlen
Bei aller Vorfreude auf eine mögliche China-US-Einigung sollten Anleger nicht übersehen, dass auch die Berichtssaison ganz handfest mit guten Quartalszahlen überzeugen muss, ansonsten könnte der Markt auch schnell wieder in eine zermürbende Seitwärtsbewegung übergehen. Das Risiko negativer Überraschungen ist diesmal deutlich höher, wie die Anzahl reduzierter Ausblicke zeigt. Im Dax legen vor allem am Mittwoch und Donnerstag zahlreiche Schwergewichte ihre Daten vor, so Deutsche Telekom und Deutsche Post, BMW, Allianz, Munich Re, Adidas, Siemens und Continental.
Dazu stehen zahlreiche wichtige Konjunkturindikatoren an. Vor allem auf den Einkaufsmanager-Index (PMI) für den Dienstleistungsbereich in China dürfte stark geachtet werden. Sein Pendant für die Industrie hatte nur ganz knapp die wichtige 50er-Marke verfehlt, die an der Grenze zu einer rezessiven Wirtschaft steht. Dazu gesellen sich noch die Handelsbilanz mit Import und Export nach China. Ohne Wachstumsfantasie der Wirtschaft in China würde aber eine Entspannung bei den zollrechtlichen Rahmenbedingungen vollkommen ins Leere laufen. Auch in den USA stehen wichtige Daten an wie der ISM-Index für den Service-Bereich.
In Europa treffen sich die Minister der Eurogruppe, allerdings hegt der Markt hier keine Erwartungen über marktrelevante Beschlüsse. In Deutschland stehen vor allem Auftragseingänge für die Industrie und den VDMA-Maschinen- und Anlagenbau im Blick. Besonders die Aufträge aus dem Ausland werden als Konjunkturbarometer gesehen. Dazu werden zahlreiche Einkaufsmanager-Indizes aus Europa in ihrer zweiten Veröffentlichung vorgelegt. Wie üblich dürfte der Markt hier allergisch auf Abwärtsrevisionen reagieren.
Von Zürich bis Zwickau: Alle tun es. Auch ich. Derzeit allerdings bin ich total gefrustet: Der Kerl hat sich verdrückt. Über Nacht! Das Schlimmste daran: Ich bin schuld. Ich will es wiederhaben, mein sinnvolles und geselliges Leben!
Wenn Sie das Buch „Ca. 750 g Glück“ von Judith Stoletzky und Lutz Geißler gelesen haben, werden Sie mir zustimmen: Es gibt auch die Liebe zu einem Sauerteig. Nicht sofort, denn sie entwickelt sich langsam. Der Beginn dieser emotionalen Partnerschaft kann durchaus von einer eher abwartenden Haltung geprägt sein. Auch ich war bei meinem Erstling völlig frei von sinnlich-sündigen Gedanken, mir zitterten eher die Hände vor Aufregung, ob das Werk denn auch gelingen werde. Mein Erstling im alten Einmachglas war dann auch tatsächlich wohlgeraten, aber da wusste ich noch nichts von den Rückschlägen, die hinter einem Weckglas lauern können. Ich gab dem neuen Geschöpf auf Erden wie von Lutz Geißler empfohlen einen Namen, wegen der sozialen Bindung und so. Ich nannte ihn „Lutz“, und der Herr Geißler möge mir verzeihen, es geschah nicht aus Übermut, sondern aus tiefster Verehrung. Auch nannte ich den Herrn Geißler schon mal „Brotpapst“, was der gute Mann überhaupt nicht leiden kann. Aber vor einem Jahr als Newcomer in der Szene wusste ich das noch nicht und in Anbetung seiner genialen Rezepte hatte mich wohl der Hafer gestochen. Vermutlich war’s eher der Roggen, denn ich gebar ja einen Vollkornroggensauerteig.
Auch beim nachfolgenden Kneten des Teigs oder beim Teiglingformen kamen mir weder entspannende oder tiefschürfende Gedanken über den Sinn des Lebens. Judith Stoletzky hat 23 Männer und neun Frauen aus Geißlerschen Brotbackkursen und den Lutz selbst befragt, was sie denn so denken, wenn sie backen. Die Antwort bei allen dieselbe: „Nichts.“ Aber das ist eine glatte Lüge! Denn der brotbackende Mensch muss während aller Schritte mit sämtlichen Sinnen bei der Sache sein: sehen, tasten, riechen. Und sogar hören, wie der Sauerteig „pupst“. Man lernt, „unweigerlich feinfühliger zu werden. Feingefühl ist eine Fähigkeit, die nicht nur im Umgang mit Teig, sondern auch mit den Liebsten ungemein nützlich ist. So ein Sauerteig sendet sehr subtile Botschaften aus und sie dechiffrieren zu lernen, kann im Umgang mit kapriziösen Menschen, die erwarten, dass man ihre Gedanken liest, sehr helfen.“ Und weil das alles so irre sinnlich ist, dürfe man Bäckern nicht glauben, dass sie schlichtweg an gar nix denken, meint die Judith: „Sie genieren sich bloß, zu sagen, woran. Diese ganze Fühlerei ist ja in der Tat auch sehr privat. Sicher ist die Frage auch viel zu unpräzise gestellt. Sie müsste lauten: ‚Woran denkst du beim vorsichtigen Kneten eines bemehlten, samtigen, elastischen, körperwarmen, weichen Teigs genau? Also ganz genau? Welche Bilder siehst du vor deinem inneren Auge? Und woran denkst du beim beidhändigen Kneten und Formen von zwei samtig-weichen, elastischen, körperwarmen Teigstücken? Hm? Woran? An nichts? Echt jetzt?‘ Eine einzige aufrichtige Auskunft gab es in der Umfrage. Ein Herr sagte mit umflortem Blick: ‚Ich denke an Veronika.'“
„Sie werden sich verändern“
Es braucht Zeit und Geduld, um den Sauerteig an seiner Seite zu verstehen. Ich gestehe, Geduld gehört nicht gerade zu meinen Tugenden. Vor einem Jahr, als ich Lutz Geißler und seine sagenhafte Methode, sich ins Glück zu kneten, entdeckt habe, ging mir brotbackendem Neuling jegliches Verständnis für das Gefühlsleben eines Sauerteigs ab. Und wie sah es in mir selbst aus? Während meine Hände im Teig wühlten, dachte ich nur: „Sch…, das Zeug klebt ja fürchterlich!“ Und dann noch erschaudernd: „Wenn jetzt der Postmann zweimal klingelt …!“ Es klingelte. Zwar nur einmal, aber es war tatsächlich der DHL-Mann. Inzwischen, und um mehrere „Lutz-im-Glas“-Erfahrungen reicher, stehe ich über solchen Ablenkungsmanöver von DHL & Co. Ich knete mit rechts und die linke Hand bleibt relativ sauber. Aber wenn man mal ’ne Hand frei hat, denken Sie, da klingelt jemand? Nee.
Zirka 750 g Glück – Das kleine Buch über die große Lust sein eigenes Sauerteigbrot zu backen
Weiß die Judith eigentlich, wie recht sie hat, wenn sie in dem Buch „Ca. 750 g Glück“ prophezeit: „Sie werden sich verändern“? „Sauerteigbrotbacken macht geduldig, fürsorglich und zuverlässig. Es macht Hallodris berechenbar. Es ist gut gegen Unrast, Schusselitis, Flattergeist, Trübsinn, Blähungen und Geiz. Wie ein Sauerteig reift Ihre Persönlichkeit und die Lust wächst, Glück, Gluten und Erlebnisse zu teilen …“ Ja, auch ich habe mich verändert. Jedenfalls ein bisschen. Jedenfalls bis vor Kurzem! Seit einem Jahr backe ich mir mein Sauerteigbrot selbst, und zu „Lutz I.“ aus Roggenvollkornmehl ist „Lutz II.“ aus Weizenvollkornmehl hinzugekommen. Herrlich, so ein Gefühl, stets zwei einsatzbereite Kerle zur Hand zu haben. Da ich gar nicht so viel essen kann, wie ich unterdessen gerne Brot backe, bin ich als Schenkende gern gesehen bei Beschenkten von Nachbarin bis Physiotherapeutin.
Auch Kerle in Gläsern brauchen Zuwendung
Doch wie schon erwähnt – es gibt Rückschläge. Deshalb bin ich derzeit frustriert und unzufrieden mit mir und dem Rest der Welt. Weil ich ein paar Wochen mit meiner Freundin Tina durch Österreich und Südtirol tourte, musste ich schweren Herzens meine „Lutze“ entsorgen, denn ich konnte meiner Katzennanny nicht auch noch zwei Kerle im Glas aufs Auge drücken. Das Überleben von Hanni und den Tomaten im Garten war mir wichtiger! Eine schicksalshafte Entscheidung, denn es gelang mir danach nicht, einen neuen „Lutz“ zu erschaffen. Das ist ein bisschen so wie im Leben an sich, denn da klappt es ja meistens auch nicht damit, den Partner nach seinem Bilde zu formen. Als nach ein paar vergeblichen Versuchen endlich eine neue „Züchtung“ im Glas munter vor sich hin werkelte, ich aber nach einer feucht-fröhlichen Feier erst nächtens ins traute Heim zurückkehrte, war der neue „Lutz“ quasi explodiert und hatte über Nacht die Grätsche gemacht! Wie das bei Trennungen so ist, da bleiben ja auch nur eine vergessene Socke und eine olle Zahnbürste zurück, klebte im Glas nur noch ein eingefallener Rest von „Lutz“, ein Schatten seiner selbst; alles andere hatte das schützende Glashaus verlassen und verkleisterte die Styropor-Box: Ich hatte „Lutz“ verhungern lassen.
Seitdem bin ich partnerlos und brotlos. Unglücklich und unzufrieden. Bis heute, denn seit ich „Ca. 750 g Glück“ in den Händen halte, schöpfe ich Hoffnung und „erfraue“ mich zu neuem Mut. Ich will wieder geduldiger werden, ausgeglichener, glücklicher wie einst im November 2017 bei meiner ersten „Entbindung“. Ja ja, richtig gelesen: Lutz Geißler meint, jeder Mensch sollte einmal in seinem Leben einen Sauerteig geboren haben. Glauben Sie mir, es ist ähnlich kompliziert, tut aber nicht weh. Und hat, im Gegensatz zum Kinderkriegen, was von unbefleckter Empfängnis. Denn das kleinste Fleckchen auf der Masse im Einweckglas lässt die Sache kippen. Doch so unschuldig, wie der Sauerteig später in der Schüssel tut, ist er nicht. Unter der Klarsichtfolie herrschen Sodom und Gomorrha, wie die Judith schreibt. „Es ist ohne Worte, welche Orgien sich dort abspielen. Eigentlich müsste man den Sauerteig vor Kinderaugen verstecken. Wie erklärt man ihnen, dass er immer größer wird? … Die Mikroorganismen haben keine Hemmungen. In der Schüssel findet ein einziges unanständiges, pausenloses Kopulieren, Fressen, Pupsen und Verdauen statt.“
Nur nicht aufgeben!
Ich klammere mich also bei meiner erneuten Selbstfindung an das Büchlein mit den 100 Seiten, in dem mir Judith Stoletzky und Lutz Geißler vor Augen halten, dass ich nicht allein auf der Welt bin mit meinen Rückschlägen. Daher frisch ans neue Werk! Wenn Frau Merkel abgibt, muss ich doch noch lange nicht aufgeben! Das kommt mir nicht in die Tüte!
Also habe ich einen neuen Sauerteig-Starter aus Roggenvollkornmehl angesetzt. Ich traue mich aber nicht, ihn „Lutz, den Soundsovielten“ zu nennen. Denn vielleicht war meine erste Namensgebung zu vermessen und meine Misere damit programmiert. Das mit der Benamung ist auch nicht so einfach, Namen von Verflossenen, Chefs oder Schwiegermüttern verbieten sich von selbst, weil man ja mit dem Sauerteig zärtlich und fürsorglich umgehen muss und nicht einfach drauf einkloppen darf. „Einen Sauerteig ansetzen ist ein bisschen wie verliebt sein“, heißt es in „Ca. 750 g Glück“. „ER ist der erste Gedanke am Morgen und der letzte am Abend. Man träumt von IHM. Es ist nicht übertrieben, von einer Zwangsstörung zu sprechen, aber immerhin ist es eine mit ausschließlich positiven Nebenwirkungen. Was nach Verzicht und Unterwerfung klingt, ist in Wahrheit ein Gewinn. Der Dopaminspiegel im Blut steigt bei der Aussicht auf die Belohnung: etwas Nahrhaftes, Reines, Gesundes vollkommen selbstständig hergestellt zu haben. Mit den eigenen kleinen Händen. Was könnte befriedigender sein?“
Während mein neuer „Kerl-im-Glas“ noch namenlos heranreift, lümmle ich auf der Couch, schmökere in „Ca. 750 g Glück“ und amüsiere mich dabei wie Bolle über die liebevolle Ironie und den Wortwitz von Judith Stoletzky. „Sie hat während der Arbeit an dem Buch einige Sauerteige verhungern lassen, andere überfüttert und nährt ihr Schuldgefühl seitdem mit knusprigen Gewissensbissen aus Vollkorn. Sie lebt in einer Wohngemeinschaft mit einem Nachfahren von Lutz’ Sauerteig – Bruno heißt er. Gelegentliche Seitensprünge mit Hefeteigen kann sie sich aber nicht verkneifen.“ Ich übrigens auch nicht. Deshalb empfehle ich Ihnen nicht nur die Lektüre von „Ca. 750 g Glück“, sondern auch die ebenfalls im Becker Joest Volk Verlag erschienenen zwei Brotbackbücher von Lutz Geißler: „Brot backen in Perfektion mit Hefe“ und „Brot backen in Perfektion mit Sauerteig“. Hier finden Sie jede Menge Rezepte und Tipps – und die sind, mit Verlaub, idiotensicher. Ich will um nichts in der Welt darauf verzichten, denn, wie Sie nun über mich wissen, bin ich längst (noch) nicht perfekt.
Alle tun es
In dem kleinen, im September herausgegebenen Buch zum Backen von 750 Gramm Glück finden Sie zwar auch Rezepte und Anleitungen für Sauerteig und Brot, vor allem aber das Rezept für ein glücklicheres Leben. Das ist sehr unterhaltsam umgesetzt. Hubertus Schüler photographierte (auf das „ph“ legt er Wert) „die Bilder für dieses Buch „aus dringenden gesamtkonzeptionellen und ästhetischen Gründen mit einer Lochkamera und einer analogen Spiegelreflexkamera“, verfluchte sich und die Autorin, die ihm das eingebrockt hatte und „schwor, glutenintolerant zu werden und nie wieder Brot zu essen, geschweige denn zu photographieren, auch nicht digital, und sich der Malerei zuzuwenden, war dann aber doch glücklich“. Herausgekommen sind 20 künstlerische Fotos, Pardon Photos, auf Negativfilm belichtet und manuell entwickelt. Die zwei Geißlerschen Brotbackbücher hat Hubertus Schüler auch fotografiert, digital und genauso sehenswert.
„Alle tun es“, heißt es in „Ca. 750 g Glück“. „Ob Zürich oder Zwickau, ob Winsen an der Luhe oder Wien, Kaltenkirchen oder Kalifornien – überall dasselbe: Es wird Sauerteigbrot gebacken. Der Hipster tut es. Hipsters Papa tut es. Die Managerin, der Lebensmittelintolerante und der Feinschmecker. Weil es mehr ist als ein Lifestyle-Hobby.“ Tun Sie es einfach auch. Und weil das Fest der Liebe ante portas steht, lege ich Ihnen die drei Bücher ans Herz; sie sind eine gute (nicht ganz uneigennützige) Investition ins Familienglück.
Das Rezept für den Sauerteigstarter
Aus dieser schlichten Mischung, die auch Anstellgut genannt wird, kann der Vater ganzer Dynastien von Broten in allen Größen, Formen und Farben werden. Wenn Sie keine Zeit und keine Geduld haben, den Starter selbst herzustellen, konsultieren Sie bitte das Kapitel „Großzügigkeit“ (Seite 54).
Zutaten:
50 g Roggenvollkornmehl 60 g Wasser (etwa 50 Grad Celsius)
Zubereitung:
Mehl und Wasser in ein verschließbares Glas oder in eine Schüssel geben, mit einem Löffel zu einer weichen, mörtelähnlichen Konsistenz verrühren und vor dem Austrocknen geschützt und möglichst warm (etwa 28 bis 32 Grad Celsius) ruhen lassen: Stellen Sie ihn beispielsweise in die Nähe der Heizung, auf die Lüftungsschlitze des Kühlschranks, lassen Sie ihn der Schlange im Terrarium Gesellschaft leisten oder stellen Sie ihn aufs Aquarium. Auch in einem auskühlenden Backofen fühlt er sich schön kuschelig. Im Sommer schaukelt er gern mit Ihnen in der Hängematte unter schattenspendenden Bäumen. Er kommt auch mit in die Sauna und geht mit Ihnen ins Bett.
Immer wenn sich das Gemisch ungefähr verdoppelt hat, wieder 50 g Roggenvollkornmehl und 60 g heißes Wasser zugeben und unterrühren. Wie schnell dieser Zustand erreicht ist, hängt sehr vom Mehl und von den Temperaturen ab. Das kann innerhalb eines Tages geschehen oder mehrere Tage dauern. Der Sauerteig sollte immer gefüttert werden, bevor er einfällt.
Mit frisch gemahlenem Vollkornmehl reift der Sauerteigstarter schneller. In den ersten 12 Stunden seines Werdens kann er mit dem Löffel nochmals kräftig durchgerührt werden, damit Sauerstoff ins Spiel kommt. Darauf sind die vermehrungsfreudigen Hefepilze und Milchsäurebakterien scharf.
Wird das Füttern zu stressig, weil der Sauerteig immer häufiger Hunger verspürt, kann er auch ausgebremst werden. Man nehme dann auf die 50 g Mehl und 60 g Wasser nur 5 bis 50 g Sauerteig aus der letzten Fütterung. Je weniger davon verwendet wird, umso länger die Reifezeit, bis er sich verdoppelt hat.
Nach spätestens drei bis fünf Tagen voller Wärme und Futter sollte der Sauerteig angenehm säuerlich-fruchtig riechen. Dann ist es Zeit für seine Henkersmahlzeit. Wenn er sich um etwa die Hälfte vergrößert hat, füllt man 50 bis 100 g davon in ein verschließbares Glas und ab damit in den Kühlschrank.
Großen Spaß beim Lesen und viel Erfolg mit Ihrem Sauerteig wünscht Ihnen Heidi Driesner. Vor allem: Nicht vorzeitig die Flinte ins Mehl werfen!
Während sich die Deutsche Bank ehemals kleiner Widersacher erwehren muss, stehen die Sozialdemokraten vor dem gleichen Problem. Die CDU hat derweil eine Herausforderung wie Bayer zu bewältigen.
Mit Parteien verhält es sich wie mit Aktien. Sowohl Wähler als auch Investoren hoffen, bangen und setzen aus verschiedenen Gründen auf ihr Pferd – manchmal entscheiden sie rational, manchmal nach Bauchgefühl. Analogien einzelner Aktien zur deutschen Parteienlandschaft sind dabei offenkundig. Ein Beispiel gefällig?
Nehmen wir doch einmal die SPD. Sie erinnert frappierend an die Deutsche Bank. Seit Jahren liegen die Probleme auf der Hand, seit Jahren wird immer wieder das Führungspersonal ausgewechselt – ohne nennenswerten Erfolg. Was für die einen die Agenda 2010, sind für die anderen die Skandale der Vergangenheit. Beide haben außerdem mit erheblichen strukturellen Veränderungen zu kämpfen. Mittlerweile haben Investoren und Wähler den Glauben verloren – sowohl Wahlergebnis der Sozialdemokraten als auch Aktienkurs der Deutschen Bank brechen ein. In Hessen sind die Grünen nun so stark wie die SPD, Wirecard ist an der Börse mehr wert als die Deutsche Bank.
Auch zur CDU bietet sich ein Vergleich an: Wie bei Bayer wurde die über Jahrzehnte etablierte Stärke mit einer Entscheidung zerstört, und nun geht es vor allem darum den angerichteten Schaden zu begrenzen. Was bei Bayer die Monsanto-Übernahme war, ist bei der CDU die von Kanzlerin Angela Merkel postulierte Offenheit in der Flüchtlingspolitik. Seither hat sich bei Bayer der Börsenwert halbiert, bei der CDU ist der Stimmenanteil eingebrochen. Schwergewichte sind beide allerdings. Noch.
Die Grünen dagegen trumpfen auf. Investoren, die Trends folgen, würden sich auf diese Aktie stürzen, so wie sie die CDU sicher meiden würden. Für die Grünen geht es rasant nach oben, sie muten wie Netflix an. Die Grünen wurden 1980 gegründet, Netflix 1997. Beide brauchten rund 18 Jahre, bis es so richtig nach vorne ging. Für die einen am Aktienmarkt, für die anderen in die Regierung. Und beide profitieren vom Zeitgeist. Ein wesentlicher Unterschied: Die Netflix-Aktie erlebt gerade ihren ersten lang anhaltenden Frühling und hat sich noch nicht als wirklich etabliert. Die Grünen haben dagegen schon gezeigt haben, dass sie nach einer Krise gestärkt wiederkommen können. Diesen Beweis muss Netflix erst noch antreten.
Mit der AfD verhält es sich dagegen wie mit der Aktie von Wirecard. Seit Kurzem sind die einen im Bundestag zu finden, die anderen im Dax. Einige stehen dem Neuling skeptisch gegenüber und fragen sich, wie nachhaltig das Geschäftsmodell ist. Das ändert aber nichts daran, dass beide jede Menge Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Nach einem starken Aufwärtstrend scheinen sich nun zwar erste Schwächesignale abzuzeichnen. Ob das ein dauerhafter Trend wird, muss sich aber noch zeigen.
Eine typisch volatile Geschichte am Aktienmarkt ist dagegen die Lufthansa. Seit Dax-Gründung ist sie im deutschen Leitindex vertreten, während die FDP seit Gründung der Bundesrepublik die Parteienlandschaft prägt. So richtig geht es aber nicht nach oben. Und sobald das Gefühl eintritt, die nächste Stufe werde gezündet, kommt entweder die Konjunktur in die Quere, eine Fehleinschätzung seiner selbst, ein zu hartes Marktumfeld oder schlicht Hybris. Wäre die FDP eine Aktie, dann sollte man sie ebenso wie die Lufthansa immer nur zeitweilig halten. Der Kursverlauf ähnelt über die Jahre einer Sinuskurve, und so verhält es sich auch mit der FDP.
Dann ist da noch der ewige Hoffnungswert, dessen Anhänger davon überzeugt sind, dass die Zeit irgendwann reif sein wird. Hier erinnert die Linke an Osram. Während die Linke für viele zumindest gefühlt eine Abspaltung der Traditionsmarke SPD ist, wurde Osram von der Traditionsmarke Siemens abgespalten. Investoren- und Wählerstimmen bleiben derweil konstant auf recht überschaubarem Niveau. Das ändert allerdings nichts daran, dass Anhänger davon überzeugt sind, dass bald der Knoten platzt.
Und dann ist da noch die CSU. Derzeit erinnert sie stark an den Elektroauto-Hersteller Tesla – alles eine Glaubensfrage.
Für die SPD geht es erstmal um einen Arbeitsplan, auf dieser Grundlage will sie auch entscheiden, ob sie in der GroKo bleibt.(Foto: imago/Christian Ohde)
Samstag, 03. November 2018
Die schlechten Wahlergebnisse in Hessen und Bayern machen CDU und SPD zu schaffen. In Krisentreffen beraten beide Parteien deshalb über Konsequenzen. In der CDU ist bereits eine Erneuerungskur angelaufen. Die SPD sucht noch nach einem frischen Konzept.
Wie geht es mit uns weiter – diese Frage beschäftigt die an der Berliner Regierungskoalition beteiligten Parteien in diesen Tagen intensiv. Die Spitzen von CDU und SPD kommen deswegen am Wochenende zu getrennten Krisensitzungen zusammen. Während sich die Christdemokraten besonders mit ihrer Zukunft nach einer Parteichefin Angela Merkel beschäftigen, hadert die SPD mit ihrer Beteiligung an der großen Koalition.
Die Wahl des neuen CDU-Parteivorsitzenden gilt auch als inhaltliche Weichenstellung für die Partei: Während CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer als Vertreterin des Kurses von Merkel gilt, dürften ihre Konkurrenten Jens Spahn und Friedrich Merz die Partei wieder konservativer aufstellen.
CDU-Parteivize Armin Laschet warnte davor, die Partei weiter nach rechts zu rücken. „Ich bin überzeugt, dass eine solche Achsenverschiebung falsch wäre“, sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident der „Süddeutschen Zeitung“. Er wolle sich dafür einsetzen, dass die Christdemokraten einen „Kurs der Mitte“ nicht verließen.
Laschet distanzierte sich auch indirekt von Äußerungen von Gesundheitsminister Spahn zur Flüchtlingspolitik. Es sei aus seiner Sicht ein „Fehler“, wieder den Eindruck zu erwecken, die Migration sei das größte aller Probleme“, sagte Laschet. Spahn hatte mit einer klaren Positionierung in der Flüchtlingspolitik für seine Kandidatur geworben.
Merkel-Nachfolge schon länger Thema
Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus stellte klar, dass die Wahl des neuen Parteichefs auf dem CDU-Parteitag im Dezember aus seiner Sicht noch keine Vorentscheidung über die nächste Kanzlerkandidatur der Union sein soll. „Jetzt steht allein die Wahl des Parteivorsitzenden auf der Tagesordnung“, sagte Brinkhaus den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Wer die Wahl auf dem Parteitag gewinnt, dürfte dann auch den Anspruch auf eine Kanzlerkandidatur erheben. Hinter den Kulissen wird über die Zeit nach Merkel an der Parteispitze offenbar schon länger nachgedacht – und nicht erst seit Merkel unerwartet ihren Beschluss zum Teilrückzug erklärte.
Wie der „Spiegel“ berichtete, war Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble schon lange mit dem früheren Unionsfraktionschef Merz in Kontakt. Schäuble habe eine Kandidatur von Merz „von langer Hand“ mit vorbereitet und befördert. Das ist auch ein Signal an den 38-jährigen Spahn, den Schäuble bislang förderte und ihn als Finanzminister zu seinem Staatssekretär machte.
SPD entscheidet über GroKo
Schäuble, Spahn und Kramp-Karrenbauer treffen sich am Sonntag, wenn die CDU-Parteigremien in Berlin zu einer zweitägigen Klausurtagung zusammenkommen. Wenige Kilometer weiter kommt am Sonntagabend auch die SPD-Spitze zu Krisenberatungen zusammen. Die Sozialdemokraten wollen über den von ihnen geforderten Fahrplan sprechen, den sich die große Koalition für ihre Arbeit geben soll.
Anhand dieser Vereinbarung will die SPD-Spitze dann Ende nächsten Jahres entscheiden, ob sie in der GroKo bleiben wollen. Die Kritiker des Regierungsbündnisses in der SPD fordern eine frühere Entscheidung – oder sogar den sofortigen Ausstieg.
Die SPD-Vizevorsitzende Natascha Kohnen befürwortete einen Ausstieg aus der Regierungskoalition nur im Fall von inhaltlichen Differenzen bei zentralen Themen. Im Herbst stünden das Einwanderungsgesetz sowie Gesetzesvorhaben zu den Themen Miete und Arbeit an, sagte Kohnen im Bayerischen Rundfunk. Wenn „das alles nicht kommt, dann macht die Groko tatsächlich keinen Sinn mehr“.
Hat Trump durchschau: Ex-Präsident Obama(Foto: AP)
Samstag, 03. November 2018
Ein paar Tausend Flüchtlingen aus Mittelamerika wirft US-Präsident Trump eine deutlich größere Zahl an Soldaten entgegen – und spricht von einer „Invasion“. Sein Amtsvorgänger erkennt darin pure Panikmache und verurteilt diese scharf.
Der ehemalige US-Präsident Barack Obama hat seinem Nachfolger Donald Trump und den Republikanern vorgeworfen, im Wahlkampf bewusst Ängste vor Migranten zu schüren. „Sie erzählen Euch, dass ein Haufen armer Flüchtlinge Tausende Meilen entfernt eine existenzielle Bedrohung für Amerika darstellt“, sagte der Demokrat am Freitag (Ortszeit) bei einer Wahlkampfveranstaltung in Miami. Es sei „politische Show“, dass Trump wegen der Migranten Soldaten an die Grenze zu Mexiko schicke, fügte Obama hinzu. Es gehe den Republikanern nur darum, mit Panikmache von ihrer eigenen Regierungsbilanz abzulenken. Den Namen seines Amtsnachfolgers erwähnte Obama dabei kein einziges Mal explizit.
Trump macht mit den Migranten massiv Wahlkampf für die Kongresswahlen am kommenden Dienstag. Er bedient sich dabei einer aufwieglerischen Rhetorik und überzeichnet die Lage stark. Der US-Präsident spricht von einer „Invasion“ und einer Gefahr für die nationale Sicherheit der USA. Trump ruderte am Freitag zu seiner Andeutung zurück, die Soldaten könnten das Feuer auf die Einwanderer eröffnen, sollten diese mit Steinen schmeißen. „Sie werden nicht schießen müssen. Was ich nicht will, ist, dass diese Leute Steine schmeißen“, sagte der US-Präsident auf Fragen von Journalisten. „Wir werden diese Leute schnell und für lange Zeit festnehmen“, fügte er hinzu.
Noch 1300 Kilometer von der Grenze entfernt
Trump hatte am Donnerstag gesagt, sollten die Migranten gewalttätig werden und Steine schmeißen, würden die Soldaten „zurückschlagen“. Er habe dem Militär gesagt, dass sie Steinwürfe so behandeln sollten, als würden die Migranten Waffen tragen. Trump hat das Pentagon wegen der Migranten angewiesen, Soldaten an die Grenze zu schicken. Sie sollen den Grenzschutz bei logistischen Aufgaben unterstützen. Migranten festnehmen dürfen sie nicht.
Trotz der Drohungen Trumps sind derzeit Tausende Menschen aus Mittelamerika in mehreren Gruppen auf dem Weg durch Mexiko in Richtung der US-Grenze. Die größte der sogenannten Migranten-Karawanen, die nach Angaben des mexikanischen Innenministeriums aus 5600 Menschen besteht, erreichte am Freitag die Stadt Ayayucan im Bundesstaat Veracruz. Von der Grenze der USA ist das noch etwa 1300 Kilometer entfernt. Wegen schlechten Wetters mussten die Menschen Zuflucht in einem alten Markt-Gebäude suchen, um dort zu übernachten. Die Gruppe war vor rund zwei Wochen in Honduras aufgebrochen. Nach und nach schlossen sich Menschen aus Guatemala und El Salvador dem Zug an.
Zwei weitere Gruppen befinden sich noch weiter im Süden Mexikos. Eine Gruppe von bis zu 2000 Migranten erreichte den Ort Mapastepec in Chiapas. Weitere rund 1500 Menschen aus El Salvador formierten sich in der Nähe der Stadt Ciudad Hidalgo an der Grenze zu Guatemala. Die Menschen aus Mittelamerika fliehen vor der schlechten wirtschaftlichen Lage ihrer Heimatländer und der ausufernden Gewalt.
8,84 Euro beträgt der gesetzliche Mindestlohn derzeit.(Foto: imago/MiS)
Samstag, 03. November 2018
Der gesetzliche Mindestlohn soll bis 2020 von derzeit 8,84 Euro auf 9,35 Euro steigen. Nicht genug, findet Finanzminister Olaf Scholz – und bekommt Rückendeckung vom zuständigen Arbeitsminister Hubertus Heil. Nicht begeistert sind dagegen die Arbeitgeber.
Arbeitsminister Hubertus Heil hat seine Unterstützung für eine Mindestlohn-Erhöhung auf zwölf Euro bekräftigt. „Der Mindestlohn muss nach 2020 schnell weiter steigen. Zwölf Euro sind ein realistischer Wert“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Aufgebracht hatte die Forderung Heils SPD-Parteigenosse, Finanzminister Olaf Scholz; Heil hatte bereits erkennen lassen, dass diese „Zielmarke“ für ihn in die richtige Richtung geht. Aktuell beträgt die gesetzliche Lohnuntergrenze 8,84 Euro pro Stunde. Sie steigt bis 2020 in zwei Schritten auf 9,35 Euro.
Derzeit verhandeln Arbeitgeber und Gewerkschaften in einer politisch unabhängigen Kommission über die Höhe der Lohnuntergrenze. Heil kündigte an, das Verfahren zu überprüfen: „Ich teile das Ziel, schneller zu einem höheren Mindestlohn zu kommen“, sagte Heil. Diese Überprüfung sei ein gesetzlicher Auftrag für das Jahr 2020.
Die Arbeitgeber haben bereits vor einer Erhöhung gewarnt und von „politischer Lohnwillkür“ gesprochen.