Die Apple Watch Series 4 präsentiert sich als ultimativer Sport- und Fitness-und Gesundheits-Tracker. Wir haben den Test gemacht. Plus: die besten neuen Funktionen für Sportler
Was ist der Unterschied zwischen der Apple Watch 4 zum Vorgängermodell?
Auch wenn die vierte Generation der Smartwatch von Apple auf den ersten Blick genauso aussieht wie das Vorgängermodell, hat sich doch einiges geändert. Allen voran das Display, welches um 30 Prozent größer ist als bei der Apple Watch Series 3. Der Bildschirm geht jetzt in die Rundung des Rahmens über und bietet mehr Platz für Bilder, Text und zusätzliche Infofelder auf den Ziffernblättern. Das Gehäuse ist ein wenig dünner, der Prozessor schneller, der Lautsprecher kräftiger und Bluetooth funktioniert zuverlässiger. Die digitale Krone, das Drehrädchen an der Seite, gibt jetzt haptisches Feedback über Vibrationen. Neu ist auch die Walkie-Talkie-App. Darüber können zwei Nutzer der Uhr eine simple Sprachverbindung über WLAN oder LTE herstellen.
Wie der Vorgänger hat die Apple Watch Series 4 einen GPS-Empfänger, einen barometrischer Höhenmesser, der relative Höhenunterschiede misst und somit Kalorien auch beim Wandern in den Bergen oder Treppensteigen berechnen kann. Die Uhr hat 16 GB Speicher, ist wasserdicht bis 50 Meter und kommt auf Wunsch mit LTE-Modul. Damit lassen können Sie unterwegs ohne Smartphone Nachrichten schreiben, Wegbeschreibungen abrufen, telefonieren (frei oder mit Kopfhörer). Allerdings gibt es diese Mobilfunkfunktion nicht bei allen Telefonanbietern (kostet etwa 5 Euro pro Monat, nur in Deutschland nutzbar).
Was sind die neuen Gesundheitsfunktionen der Apple Watch Series 4?
Die Uhr warnt den Benutzer bei Unregelmäßigkeiten des Herzschlags. Zum Beispiel, wenn dem Herzfrequenzsensor im Ruhezustand Werte mit mehr als 120 oder weniger als 40 bis 50 Schlägen pro Minute auffallen. Neu sind ein elektrischer Herzsensor auf der Unterseite der Uhr und ein weiterer auf der Oberseite der Krone. Damit soll die neue Apple Watch auch Stande sein, auf mögliche Herzrhythmusstörungen, wie das so genannte Vorhofflimmern (AFib), hinzuweisen und ein einkanaliges EKG durchzuführen. Und so funktioniert’s: Nach dem Start der EKG-App hält man einen Finger für 30 Sekunden auf die Krone. So schließt sich ein Stromkreis. Die Daten werden in der Health-App gespeichert, um Sie mit Ihrem Arzt zu teilen. „Die Apple Watch 4 kann somit ein wertvolles Monitoring-Tool zur Etablierung wichtiger Informationen für Patienten und deren Ärzte darstellen“, so die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK). Allerdings sollten die Ergebnisse von einem Arzt abgeklärt werden: „Die Apple Watch sollte nicht als Ersatz für einen Besuch beim Arzt verwendet werden.“ Die Handhabung ist sehr simpel. Wir konnten das bei einem amerikanischen Modell bereits testen. Allerdings wartet die Funktion in Deutschland noch auf eine offizielle Zulassung, so dass sie momentan nicht freigeschaltet ist.
Notruf bei Fahrradstürzen
Was bereits funktioniert, ist die sogenannte Sturzerkennung. Die Uhr identifiziert laut Apple über neue Bewegungs- und Beschleunigungssensoren schwere Stürze, beispielsweise wenn man vom Rad fliegt, und setzt dann einen Notruf mit genauem Standort ab. Nutzer unter 65 Jahren müssen diese Funktion in der Watch-App auf dem iPhone aber erst aktivieren.
Das sind die 5 wichtigsten neuen Funktionen für Sportler
Schon das Vorgängermodell war für Sportler das Nonplusultra: Die Apple Watch ist wasserdicht, besitzt integriertes GPS und einen Höhenbarometer. Heißt im Klartext, Sie können mit ihr schwimmen gehen oder ohne iPhone Lauf- und Traillaufstrecken aufzeichnen. Der optische Herzfrequenzmesser zeichnet den Puls am Handgelenk auf, trifft Aussagen zur Trainingsbelastung oder empfiehlt Erholungszeiten nach einem Workout. Über die Trainings-App lassen sich Workouts schnell starten (nach Zielen oder freie Trainings). Während des Workouts können Sie sogar die Sportart wechseln (von Laufen auf Radfahren etwa). Sehr gut: Per Linkswisch ist die Musiksteuerung jetzt in Apples Trainings-App integriert. Und mit Drittanbieter-Apps wie slopes oder Ski Tracks können Sie auch Snowboarden oder Skifahren tracken. Die Uhr erkennt automatisch Liftanlagen und Abfahrten. Die besten neuen Fitness-Funktionen kommen allerdings über die neue Software WatchOS 5. Heißt: Auch ältere Modelle profitieren davon.
1. Das Training wird automatisch erkannt
Die Apple Wach erkennt nach etwa 10 Minuten automatisch, dass Sie ein Training, gestartet haben. Und zwar nicht nur Anfang und Ende, sondern auch die Sportart. Heißt: Wer vergisst, den Startbutton zu drücken, kann seine Laufeinheit nach einer Erinnerung trotzdem tracken. Die automatische Workouterkennung gibt’s fürs Laufen, Wandern, Schwimmen und Rudern. Im Test (Laufen, Wandern, Schwimmen) hat das tatsächlich zuverlässig funktioniert. Wenn die Uhr eine abfallende Herzfrequenz feststellt, erinnert sie daran, das Training zu beenden.
2. Läufer profitieren von Pace-Alarm und Trittfrequenz
Beim Laufen misst die Uhr nun Schrittfrequenz (ganz entscheidend für schnelles und gesundes Laufen). Plus: wie schnell Sie auf dem letzten Kilometer waren (Rolling Pace). Zudem gibt es jetzt Pace-Alarme. Das bedeutet, die Uhr warnt, wenn ich mich außerhalb meiner Pace bewege und vibriert unterschiedlich, je nachdem, ob ich zu schnell oder zu langsam laufe.
3. Yoga und Wandern sind eigene Sportarten
Für Yoga und Wandern gibt es eigene Tracking-Algorithmen, so dass die Auswertung (Kalorien, Höhenmeter, etc.) viel genauer ist.
4. Sport-Herausforderungen mit anderen steigern die Motivation
Fakt ist: Wer seine Aktivitäten mit Freunden teilt oder sich mit ihnen misst, ist motivierter dabei. Bei mir ist das jedenfalls so. Mit der Apple Watch können Sie Ihren besten Kumpel jetzt herausfordern. Wer seine Aktivitätsziele in 7 Tagen zuerst erreicht, gewinnt.
5. Podcasts beim Sport hören – ohne Smartphone
Die Apple Watch lädt über eine eigene App jetzt Podcasts und deren neue Episoden automatisch auf die Uhr – das ist ideal für (lange) Läufe.
Zusammen mit Nike wurde eigens eine Sonderedition für Läufer entwickelt. Ist die Apple Watch Series 4 nun tatsächlich eine gelungene Sportuhr? Taugt sie als Alternative zu Fitness-Trackern und Sportuhren von etwa Polar, Garmin oder TomTom? Wir haben den Test gemacht.
Zusammen mit Nike wurde eigens eine Sonderedition für Läufer entwickelt. Ist die Apple Watch Series 4 nun tatsächlich eine gelungene Sportuhr? Taugt sie als Alternative zu Fitness-Trackern und Sportuhren von etwa Polar, Garmin oder TomTom? Wir haben den Test gemacht.
Das müssen Läufer bei der Apple Watch 4 beachten
Mit eingebautem GPS-Chip und barometrischem Höhenmesser können Sie auch mit der Apple Watch 4 ohne iPhone laufen gehen und trotzdem Ihre Joggingstrecke aufzeichnen. Das funktioniert etwa mit der Apple-eigenen Trainings-App, der Nike+-Run Club-App oder Apps wie Runkeeper und Strava. Mit Apples Trainings-App können Sie Ziele festlegen (Strecke, Zeit oder Kalorien) oder einfach loslaufen. Neu sind Pace-Hinweise (ich lege fest, in welcher Zeit ich 1 Kilometer laufen will) – die Uhr warnt dann, wenn ich zu langsam oder schnell laufe. Allerdings geht’s nicht langsamer als 7:30 Minuten pro Kilometer.
Auf dem Display sehe ich alle nötigen Daten: Die App zeigt Puls, aktuelle Pace, Durchschnitts-Pace, die Pace auf dem letzten Kilometer, Trittfrequenz, Zeit, Kalorien, Höhenmeter und Strecke – und davon maximal 5 Datenfelder gleichzeitig. Das war’s. Für die meisten Läufer wird das sicherlich ausreichen. Obwohl die Uhr nicht anzeigt, ob eine GPS-Verbindung besteht, stimmt die gelaufene Strecke in der Auswertung jedes Mal exakt. Bei ungenauem GPS-Signal rechnet die Uhr offenbar hoch. Wenn ich loslaufen will, sage ich einfach „Hey Siri, starte einen 30-minütigen Lauf.“ Oder: Sollte ich vergessen, den Lauf zu starten, fragt mich die Uhr durch die automatische Workouterkennung nach 5 bis 10 Minuten, ob ich das Training nicht tracken will.
Fürs Intervalltraining empfiehlt sich ein Bluetooth-Brustgurt
Wir hatten die Uhr 3 Wochen im Test mit mehreren 5 bis 10-Kilometer-Läufen. Ergebnis: Wenn das Armband eng anliegt ist der Herzfrequenzsensor zuverlässig. Hin und wieder gab es allerdings Aussetzer, die meist einige Sekunden anhielten. Auch bei kalten Temperaturen zeigt die Uhr manchmal einige Minuten keine Änderung beim Puls an. Im Direktvergleich mit einer Pulsuhr plus Gurt (Polar V800) lag die Herzfrequenz etwa 2-4 Schläge höher, was völlig in Ordnung ist. Die Pulsmessung am Handgelenk hat aber Nachteile: Beim Intervalltraining oder schnellen Sprints ist sie nicht zuverlässig. Abhilfe: Sie können die Apple Watch 4 direkt mit einem Bluetooth-Brustgurt koppeln. Der optische Sensor unten am Gehäuse schaltet sich dann automatisch ab und die Uhr trackt die Herzfrequenz des Gurts. Das hat im Test hervorragend funktioniert.
Der Akku hält 6 Stunden durch
Die automatische Trainingserkennung funktioniert gut. Die Daten, die hier verwendet werden, stimmen am Ende tatsächlich. Beim Test mit einer Polar-Uhr passten Zeit und Strecke exakt. Bei der Geschwindigkeit gab es leider Abweichungen. Laut Polar war ich langsamer unterwegs. Seltsam. Gut: Der Pace Alarm gibt Vibrationshinweise ans Handgelenk. Der Akku hält im GPS-Betrieb etwa 6 Stunden durch. Das reicht sogar für einen Marathon. Eine ausführliche Auswertung der Läufe finden Sie nur in der Aktivitäts-App auf dem iPhone. Nachteil: Diese Daten lassen sich leider immer noch nicht auf andere Plattformen exportieren. Alternativ müsste ich Drittanbieter-Apps wie Strava verwenden, um die Daten weiterzuverwenden.
Lauf-Fazit:
- Vorteile: Für Läufer ist die Apple Watch 4 eine sehr gute Wahl, vielleicht nicht die beste. Einsteiger und Freizeitläufer, die der hohe Preis nicht abschreckt, bekommen zu den Smartwatch-Features einen sehr guten Lauftracker mit vielen Features. Top: Das große Display ist sehr einfach abzulesen.
- Nachteile: Ambitionierte Läufer werden individuelle Einstellungen, Datenexport und zusärtliche Features wie die maximale Herzfrequenz vermissen.
Taugt die Apple Watch Nike+ für Läufer?
Die Nike-Sonderedition unterscheidet sich zur regulären Uhr nur durch ein leichtes Armband, das Schweiß besser durchlassen soll, einige auf die Nike+-Run-Club-App abgestimmte Watchfaces und ein paar exklusive Siri-Kommandos. Die Hardware ist die gleiche. Mit der Nike-App läuft es sich ähnlich komfortabel wie mit der Apple-Workout-App. Bonus: Mit dem Running Coach können Sie ein Lauftraining mit unterschiedlichen Zielen absolvieren. Die Uhr erinnert dann rechtzeitig an die Trainings.
Ist die Apple Watch eine Alternative für Radfahrer?
Die Uhr zeichnet zuverlässig Dauer, Tempo, Durchschnittstempo, Herzfrequenz, Strecke und Kalorien aufgezeichnet (maximal 5 werden angezeigt). Sogar Höhenmeter werden getrackt. Das iPhone können Sie dabei zu Hause lassen. Eine richtige Auswertung des Radtrainings bekomme ich nur über eine auf dem iPhone gestartete App (von beispielsweise Strava). Hier können Sie auch andere Messwerte (z.B. per Bluetooth verbundenem Trittfrequenzsensor etc.) tracken. Strava funktioniert auch ohne iPhone.
Radfahr-Fazit:
- Vorteile: Die Uhr speichert und wertet die wichtigsten Daten aus (sogar Höhenmeter).
- Nachteile: Die Apple Watch kann unter anderem beim Routing Geräte von Garmin & Co. nicht komplett ersetzen. Für passionierte Rennrad- und Mountainbike-Fahrer, die nach Watt oder Trittfrequenz trainieren, ist die Uhr als Trainingscomputer eher ungeeignet.
Die Apple Watch als zuverlässiger Schwimmtracker
Die Apple Watch ist wasserdicht (50 Meter), funktioniert im Becken und auch im Freiwasser. Fürs Bahnschwimmen gibt man nur die Bahnlänge ein, der Bewegungssensor erkennt dann automatisch die Wende. Im Test funktionierte das tatsächlich einigermaßen zuverlässig (+- 1 Bahnlänge) – vergleichbar mit der TomTom Multisport-Uhr. Das Tracking soll genauer werden, wenn man die Watch häufiger nutzt. Gemessen wird die Gesamtstrecke, Intervalldistanz, Runden, der Kalorienverbrauch, durchschnittliche Pace des Trainings sowie die Pace für einzelne Bahnen, die Anzahl der Schwimmzüge, einschließlich Anzahl der Schwimmzüge pro Bahn. Im Schwimmmodus ist übrigens der Touchscreen blockiert. Entsperrt man diesen wieder, bläst ein Ton automatisch das Wasser aus den Lautsprechern. Nachteil: Das Display leuchtet nur beim Anheben des Handgelenks oder wenn man an der Krone dreht. Beim Schwimmen kann ich also keinen kurzen Blick auf den Fortschritt der Trainingseinheit werfen.
Schwimm-Fazit:
- Vorteile: Die Apple Watch 4 funktioniert im Wasser zuverlässig (selbst die Herzfrequenzmessung). Da ich sogar Werte zum Trainingsfortschritt erhalte (Armzüge pro Bahn) ist sie fürs zielorientierte Schwimmtraining durchaus geeignet. Es gibt jetzt übrigens einen Multisport-Modus. Triathleten können also von der Schwimmeinheit direkt zum Radfahren oder Laufen wechseln. Die Auswertungen in der Smartphone App sind gut. Plus: Die Uhr erkennt sogar den Schwimmstil.
- Nachteile: Auswertungen wie swolf-Wert fehlen. Ich kann beim Schwimmen schwer den Fortschritt checken.
Funktioniert ein Workout mit der Apple Watch 3?
Die Apple Watch kann keine Krafttrainingssession tracken (es gibt lediglich Ausdauergeräte, wie Crosstrainer, Rudergerät und Laufband). Klar, ich kann die Trainingszeit und die Herzfrequenz aufzeichnen. Bewegungen, Wiederholungen und Pausen registriert die Uhr nicht. Einige Drittanbieter wie „Seven“ und „Runtastic Six Pack“ haben Apps entwickelt, mit denen Sie ein Workout nachturnen können (z.B. Rumpf oder Ganzkörper). Auf dem Display werden die zu absolvierenden Übungen als Animationen gezeigt und ein Countdown sagt Wiederholungen, Dauer und Pausenzeiten an.
Workout-Fazit: Die Workout-Apps sind hilfreich für Trainingseinsteiger und Menschen, die zu Hause trainieren. Sie ersetzen aber weder einen individuellen Trainingsplan noch das Feedback eines Trainers.
So steuern Sie Musik beim Training
Wer mit Uhr und ohne iPhone läuft oder radelt, muss auf seine Trainingsmusik nicht verzichten. Die Apple Watch lässt sich direkt mit einem Bluetooth-Kopfhörer koppeln. Über die Watch-App auf dem iPhone können Sie eine Playlist direkt auf die Uhr übertragen. Das ist zugegeben etwas umständlich (die Uhr muss auf der Ladestation liegen), funktioniert aber einwandfrei. Sehr gut: Ich kann die Playlist direkt in den Workout-Apps steuern.
Fazit: Keine perfekte Laufuhr, aber ein perfekter Fitness-Alleskönner
Ist die Apple Watch Series 4 die ultimative Sportuhr? Nicht ganz. Apples Smartwatch ist weder die perfekte Uhr für Läufer noch für Biker. Momentan ist die Apple Watch 4 ein bemerkenswerter Alleskönner unter den Fitness-Trackern. Kein anderes Gadget deckt derzeit so viele Sportarten ab. Zwar sind die gesammelten Daten und Fitness-Modi noch ausbaufähig, auch bei den Community-Features (Teilen und Export der Daten in anderen Portalen). Lauf- bzw. Sporteinsteiger bekommen ein wertvolles Tool, um ihr Training zu planen, daran erinnert zu werden, zu tracken und auszuwerten. Die Apple Watch 4 ist besonders sportbegeisterten Menschen zu empfehlen, die sich nicht nur auf eine Sportart fixieren. Ambitionierte Sportler, die nach Herzfrequenz-Zonen oder Watt trainieren, brauchen ein anderes Gadget.
Preis der Apple Watch Series 4: Ab 429 Euro
Voraussetzungen: iPhone 5S beziehungsweise iPhone 6 (für die LTE-Version) oder neuer mit iOS 12