Wie ziehen Sie eigentlich ein Kondom über? Sind Sie sicher, dass es wie angegossen sitzt? Ob Sie wirklich richtig rollen und weitere wichtige Fakten zum pannenfreien Umgang mit Gummis erfahren Sie hier
Kondome schützen – vor Geschlechtskrankheiten und ungewollter Schwangerschaft. Vorausgesetzt, sie werden richtig verwendet. Aber woher weiß man, ob man das Gummi nicht schon sein Leben lang falsch überzieht? Schließlich hat sich wohl fast jeder Mann das Wissen irgendwie allein angeeignet. „Ich hab’s schon immer so gemacht“ schützt leider nicht vor ungeplanten Konsequenzen. Es kann aber sogar sein, dass Sie beim Sex weniger spüren, wenn Sie das Gummi falsch nutzen. Nachhilfe lohnt also.
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Außerdem klären wir Fragen wie: Welche Kondomgröße habe ich eigentlich und was macht man nach dem Sex mit dem Kondom? Steigen Sie hier gleich voll in die Materie ein!
Kondome richtig überziehen: eine Anleitung in 6 Schritten
Gummi, Präser, Lümmeltüte, Pariser, Nahkampfsocke – es gibt viele Worte für das Verhütungsmittel aus Latex aber nur eine richtige Anwendungsweise. Ab zur Anprobe:
1. Schritt: Den Zeitpunkt nicht verpassen
„Das Kondom sollte direkt vor dem Geschlechtsverkehr über den erigierten Penis gestreift werden“, sagt Andreas Gloël, Diplom-Sozialpädagoge und Sexualpädagoge von der Beratungsstelle Pro Familia in Hamburg. Noch bevor Sie in die Nähe der Schleimhäute Ihrer Partnerin kommen, denn: „Der Lusttropfen, der schon vor dem Samenerguss austritt, kann Millionen Spermien enthalten.“
2. Schritt: Das Kondom auspacken
„Achten Sie darauf, dass beim Auspacken kein Sperma an Ihren Händen ist“, rät Gloël. „Spermien können an der Luft mehrere Minuten überleben.“ Außerdem wichtig: Schneiden Sie die Verpackung nicht mit der Schere auf, sondern reißen Sie einen schmalen Streifen am Rand ab. Spitze und scharfe Gegenstände wie Zähne, Schmuck, Piercings und raue Fingernägel können das Kondom beschädigen.
3. Schritt: Das Kondom aufsetzen
„Der Zipfel des Kondoms muss nach oben zeigen und dabei die Rolle außen liegen“, sagt Gloël. Wenn die Rolle innen liegt: „Das Kondom nicht mit dem Finger umstülpen, sondern leicht hineinpusten, um es nicht zu beschädigen.“ Davon, das Kondom schon vorher richtigherum bereitzulegen, rät der Experte ab: „In der Hülle ist es sicherer verwahrt und kann nicht austrocknen.“
4. Schritt: Das Reservoir zusammendrücken
Drücken Sie mit 2 Fingern den Zipfel zusammen. Im sogenannten Reservoir sollte Platz fürs Sperma sein. „Ist dort Luft, entsteht beim Samenerguss Druck. Das Kondom kann reißen“, sagt Gloël.
5. Schritt: Die Vorhaut zurückziehen
Wenn Sie eine Vorhaut haben, sollten Sie diese zurückziehen. „Sonst lässt sich das Kondom oftmals nicht überziehen oder es spannt an der Spitze, wodurch ein höheres Risiko für Verhütungspannen entsteht“, erklärt Gloël. Die Eichel ist außerdem bei vielen Männern eine der empfindlichsten Stellen. Ist sie von der Vorhaut bedeckt, empfinden Sie weniger Lust.
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6. Schritt: Das Kondom abrollen
„Sobald das Kondom über die Eichel gerollt ist, ist das Reservoir luftdicht verschlossen und Sie können es loslassen“, sagt der Sexualpädagoge. Wenn Sie erst jetzt feststellen, dass Sie die Luft nicht herausgedrückt haben, nehmen Sie ein neues Kondom. Rollen Sie es bis zum Ende ab. „Es sollte sich relativ leicht abrollen lassen. Wenn nicht, können Sie sanft etwas mehr Druck auf den Ring ausüben“, rät Gloël. „Aber ziehen und zerren Sie nicht, sonst riskieren Sie, es zu beschädigen.“ Wenn es sich nicht leicht überstreifen lässt, haben Sie vielleicht nicht die richtige Größe oder Form.
Welche Fehler kann man beim Überziehen machen?
Sie glauben gar nicht, wie viele Missverständnisse es beim richtigen Gebrauch des Gummis gibt. Das sind die häufigsten Fehler bei der Gummi-Handhabung:
1. Das Haltbarkeitsdatum wird nicht geprüft
Für verlässlichen Schutz sollten Sie immer einen Blick aufs Haltbarkeitsdatum werfen. Abgelaufene Kondome können, porös sein oder reißen.
2. Ein benutztes Kondom wiederverwenden
Sparsamkeit in allen Ehren, aber in dem Fall müssten Sie auch gar kein Kondom verwenden.
3. Das Kondom wird beim Auspacken beschädigt
Öffnen Sie das Kondom niemals mit einer Schere oder einem Messer. Auch die Zähne sind zu scharfkantig.
4. Das Kondom wird zu spät übergezogen
Nähern Sie sich den Schleimhäuten der Partnerin nicht ohne Kondom.
5. Das Kondom wird vor dem Überziehen abgerollt
Ein Kardinalfehler. Das Kondom wird immer erst auf dem Penis abgerollt!
6. An der Spitze wird kein Platz fürs Sperma gelassen
Wo soll das Sperma denn dann hin? Der Druck kann dazu führen, dass das Kondom reißt.
7. Die Luft wird nichts aus dem Reservoir gedrückt
Auch in diesem Fall kann der Druck dafür sorgen, dass das Gummi Schaden nimmt und reißt.
8. Das Kondom wird falsch herum – auf links – aufgezogen
Ja, ein Kondom hat eine Innen- und Außenseite.
9. Das Kondom wird während des Geschlechtsverkehrs umgedreht
Aha, Sie haben gemerkt, dass sich das Kondom nicht abrollen lässt. Jetzt bloß nicht einfach umdrehen. Es befindet sich schon Körperflüssigkeit am Präservativ. Verwenden Sie ein neues Kondom.
10. Es werden 2 Kondome übereinander verwendet
Die doppelte Schicht bietet keinen doppelten Schutz. Im Gegenteil: durch die Reibung können die Kondome Schaden nehmen.
11. Es wird Gleitgel verwendet, dass nicht mit Latex kompatibel ist
Verwenden Sie stets Gleitgel auf Wasserbasis. Gleitgel auf der Basis von Öl verträgt sich nicht mit Latex.
12. Beim Wechsel von Vaginal- zu Analverkehr wird das Kondom nicht gewechselt
„Wenn Sie von Anal- zu Vaginalverkehr wechseln oder mehrfach die Stellung ändern, sollen Sie zwischendurch das Kondom tauschen“, rät der Experte.
13. Nach dem Orgasmus bleibt der erschlaffte Penis zu lange in der Vagina
„Wenn der Penis nach dem Samenerguss schlaff wird, verrutscht das Kondom. Wird er wieder steif, bilden sich Luftblasen“, erklärt Gloël. Beim nochmaligen Verwenden kann der Druck, der durch die Luftblasen entsteht, das Kondom beschädigen.
Er oder Sie: Wer soll das Kondom überziehen?
Ja, es gibt nur eine richtige Methode, ein Kondom überzuziehen – wenn Sie es selber tun. Wenn Sie sich von Ihrer Partnerin assistieren lassen, kann sie es auf 2 Weisen tun. Entweder, auf die oben beschriebene – also so, wie Sie es selbst auch tun würden. Hierbei sollte die Frau, falls sie lange Fingernägel hat, sehr behutsam vorgehen. Bei der zweite Variante zieht sie Ihnen das Gummi mit dem Mund über Ihr bestes Stück – die sogenannte italienische Methode.
So zieht Ihnen die Partnerin das Kondom mit dem Mund über den Penis
Der Name kommt von der amerikanische Sexberaterin Lou Paget („Die perfekte Liebhaberin – Sextechniken, die ihn verrückt machen“; Goldmann, 2000, um 9 Euro). Die italienische Methode kann den Liebenden das Liebesspiel und den Gebrauch eines Kondoms versüßen. Sie sollten allerdings kein Gummi verwenden, dass mit Spermizid beschichtet ist. Das schmeckt nicht nur scheußlich, es kann auch zu einem vorübergehenden Taubheitsgefühl führen.
So zieht die Liebste Ihnen das Kondom mit der oralen Methode über:
- „Entfernen Sie Lippenstift oder Lipgloss. Das Öl zersetzt ein Latexkondom, die Schutzwirkung geht verloren“, erklärt Paget.
- „Feuchten Sie die Lippen mit einem Gleitmittel auf Wasserbasis an“. Paget empfiehlt, auch etwas Gleitmittel ins Reservoir zu geben, damit es sich leichter überstreifen lässt. Verwenden Sie aber nicht zuviel, damit das Kondom nicht abrutscht. Um zu vermeiden, dass das Gleitmittel herausläuft, sollten die nächsten Schritte schnell durchgeführt werden.
- „Formen Sie die Lippen, als wollten Sie jemanden küssen, aber die Lippen dürfen sich nicht berühren“, erklärt Paget. Die Lippen bedecken die Zähne, um das Kondom nicht zu beschädigen.
- Die Frau saugt das Kondom nun mit den gespitzten Lippen an. Das Reservoir ist in ihrem Mund, der Ring außerhalb.
- Mit einer Hand hält sie den Penis am Schaft. Nun setzt sie das Kondom auf die Eichel. Dann drückt sie mit der Zunge die Luft aus dem Reservoir.
- Mit den Lippen rollt sie das Kondom nun an. Dabei nimmt sie die Zähne zur Hilfe, die mit den Lippen bedeckt sind.
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Was mache ich mit dem Kondom nach dem Sex?
„Nach dem Samenerguss sollten Sie den Penis zügig herausziehen und dabei das Kondom am Ring festhalten“, so Gloël. Um es diskret zu entsorgen, können Sie es verknoten, sodass es nicht ausläuft und dann in Taschentücher oder Toilettenpapier einwickeln. Das Kondom gehört in den Hausmüll, nicht in die Toilette. „Danach sollten Sie Penis und Hände gründlich waschen“, rät Gloël.
Wie finde ich die richtige Kondomgröße?
Sie gehen in der Drogerie lässig mit Kingsize-Packung an die Kasse? Aber nur wenn’s auch passt. Das Problem bei einem zu großen Kondom: „Es kann leicht abrutschen, sich wieder zurückrollen und es kann Sperma austreten“, erklärt Gloël. Aber auch zu enge Kondome können Ihnen zum Verhängnis werden: „Sie spannen, wodurch das Material zusätzlich beansprucht wird“, sagt der Experte. „Sie können auch dazu führen, dass Ihre Erektion schlappmacht.“ Aber: Nicht die Länge zählt, sondern die Breite. Wenn das Kondom zu kurz ist und 2 Zentimeter am Ansatz des Penis unbedeckt bleiben, ist das kein Problem. „Wenn es hingegen zu lang ist, rollen Sie den Rest einfach nicht aus“, sagt der Experte.
So berechnen Sie Ihre Größe: „Legen Sie ein flexibles Maßband um die dickste Stelle Ihres erigierten Penis“, rät Gloël. Auf diese Weise messen Sie den Umfang. „Die richtige Breite des Kondoms berechnen Sie, indem Sie den Umfang durch 2 teilen.“ Gewusst? „Üblich ist eine Breite von 52 Millimetern und eine Länge von 185 Millimetern“, so Gloël. Wenn auf der Verpackung kein Namenszusatz steht, der Hinweis auf eine andere Größe gibt, ist es ein Standardkondom.
>>> XS bis XXL: So bestimmen Sie die richtige Kondomgröße
Neben verschiedenen Größen sind auch unterschiedliche Geschmacksrichtungen erhältlich – von Banane über Schoko bis hin zu Whiskey ist alles dabei. Sie lassen sich lustvoll ins Liebesspiel einbauen und sorgen vor allem beim Oralverkehr für Abwechslung. Wem es weniger auf das Aroma, dafür eher auf die Ausdauer ankommt, für den könnte ein betäubendes Kondom das richtige sein: Ein kleines Reservoir im Präservativ mit dem Wirkstoff Lidocain, einem Lokalanästhetikum, betäubt den Penis kurzfristig.
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Das sind die häufigsten Kondom-Pannen – was tun?
1. Das Kondom ist steckengeblieben
Nach dem Samenerguss den Penis am Schaft festhalten und mitsamt Kondom aus der Vagina ziehen. Bleibt es stecken, Schamlippen vorsichtig spreizen. Präservativ mit 2 Fingern aus der Scheide ziehen, ohne dass es reißt. Wenn das schiefgeht, am nächsten Tag beim Gynäkologen um Rat fragen.
2. Das Gummi ist gerissen
Schuld am Platzen sind oft zu strammes Überziehen oder fehlende Feuchtigkeit. Nehmen Sie das nächste Mal Gleitgel (auf Wasserbasis). Und: Pressen Sie beim Abrollen das Reservoir an der Spitze zusammen, dann sitzt das Kondom nicht zu stramm.
3. Die Haut ist gereizt
Wenn Hautirritationen durch Kondomnutzung nach 2 bis 3 Stunden nicht verschwunden sind, sollten Sie zum Arzt gehen. Meist genügt es, die Marke zu wechseln oder auf latexfreie Gummis umzusteigen.
Fazit: Geben Sie Gummi – aber richtig!
Wussten Sie, dass 66 % aller Männer den Gebrauch von Kondomen nicht mit der Partnerin besprechen? Das ist ein Problem: Denn Verhütung geht beide Partner etwas an. Ein offener Umgang mit dem Thema senkt die Unbeliebtheit des Gummis. Über 30 % aller Männer hatten übrigens auch schon Probleme mit der Erektion während sie Kondome benutzen. Wieso? Vielleicht weil sie es falsch übergezogen hatten – damit ist jetzt Schuss. Mit hauchdünnen Kondomen macht Sex außerdem heutzutage genauso viel Spaß wie ohne Präservativ – und dazu haben Sie auch noch ein gutes Gewissen.