Aus der Schmoll-Ecke: Niederländer glauben, Berlin liege am Meer

Leben

Das Trainingslager der niederländischen Fußball-Nationalmannschaft nahe Genua.
Das Trainingslager der niederländischen Fußball-Nationalmannschaft nahe Genua.(Foto: Thomas Schmoll)

Samstag, 03. November 2018


Eine Kolumne von Thomas Schmoll

Niederländer sind die besten Umweltschützer der Welt. Gemeinsam mit ihnen werden wir die Ozeane vom Plastikmüll befreien. Auch wenn dann noch mehr Leute in der Ostzone die AfD wählen, weil man ihnen den letzten Strohhalm nimmt.

Ich dachte immer, Hollands Fußball-Nationalteam läuft in orangefarbener Kleidung hin und her, weil das niederländische Königshaus mit der Linie der Oranje-Nassau zu tun hat. Ganz falsch. Holländer sind Experten für Müll. Manchmal spielen sie auch selbigen. Und Müllmänner verrichten ja bekanntlich ihren Dienst in orangefarbener Uniform.

Nun fragen Sie berechtigterweise, wie ich das herausgefunden habe. Mein bisheriger Lieblingsjeanshersteller stellt meine Lieblingsjeans nicht mehr her, weshalb er nicht mehr mein Lieblingsjeanshersteller ist. Mein ehemaliger Lieblingsjeanshersteller zwang mich also, meine geliebte Höhle zu verlassen, um auf Jagd nach einer Ersatzhose zu gehen. Ich landete bei Peek und Cloppenburg in der Berliner Tauentzienstraße. Ich gehe immer dorthin, wenn ich neue Klamotten benötige, weil die Verkäuferinnen stets wissen, was modefeindliche Stadteremiten wie ich nötig haben. Zudem sind die Frauen sehr nett. Wahrscheinlich sind sie allesamt Importe aus anderen Städten, wo Menschen noch freundlich miteinander umgehen.

Unser Meer?

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Als ich an der Kasse stand, bezahlte direkt vor mir eine Holländerin. Die Verkäuferin fragte vorbildhaft: “Wollen Sie eine Tüte haben?” Und die Holländerin sagte: “Nein, danke, das ist nicht gut für unser Meer.” Unser Meer? Hallo!? Haben die Schildkröten in den Berliner Zoos vielleicht Plastikteile um Hals oder Gliedmaßen? Ich glaub, es hackt. Der Berliner weiß nämlich: Bei uns gibt es gar kein Meer! Willst ja nur vorbildlich sein, Antje aus Holland.

Ich versuchte die junge, hübsche Kassiererin mit einem Blick zu erreichen, der in mittelmäßigen Krimis als “komplizenhaft” bezeichnet werden würde. Aber sie hat sich – wiederum vorbildhaft – neutral verhalten und sich nicht mit mir gegen die umweltschützende Holländerin verbündet. Bestimmt dachte die Kassiererin, die Polarisierung der Gesellschaft ist schon schlimm genug, da müssen wir uns nicht auch noch gegen Holländer zusammentun, die die Welt retten wollen.

Mich brachte die Begegnung schwer ins Grübeln. Wichtige Fragen bewegten mich. War die Frau wirklich aus Holland? Oder Belgierin? (Ich musste mich für die Niederlande entscheiden, weil ich sonst stundenlang über einen anderen Einstieg für diese Kolumne hätte grübeln müssen.) War es richtig, gleich zwei Jeans zu kaufen? Bin ich ein Umweltsünder, weil ich mir eine Plastiktüte geben ließ? Komme ich in die Hölle und muss dort Schlafanzüge von Lidl tragen?

Bienen sind in

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Ich vermute, die Holländerin ist nach Berlin und wieder zurück in ihre Heimat geradelt oder gelaufen, um die Umwelt zu schonen. Als Höhepunkt ihres Berlin-Besuches war sie auf der Demo für eine bienenfreundliche Landwirtschaft, die kürzlich vor dem Brandenburger Tor stattfand. Sie blieb friedlich, obwohl mutmaßlich mindestens zwei Teilnehmer gegen das Vermummungsverbot verstoßen haben. Eine Frau erschien im Bienenkostüm, ein Mann im Imkeranzug.

Berlin ist voller Insektenschützer. Ganz besonders im rot-rot-grünen Senat. Der will die Lebensräume für Bienen verbessern und die Imkerei fördern. Scheißegal, dass ernst zu nehmende Wissenschaftler darauf hinweisen, dass Honigbienen den Wildbienen die Nahrung streitig machen. Bienen sind in! Da darf man auch mal populistisch werden. Dabei stehen Wildbienenarten haufenweise auf der Roten Liste. Von den knapp 600 Arten in Deutschland ist jede zweite als gefährdet eingestuft.

Im Wettbewerb der umweltfreundlichsten Städte der Welt kann nur Straßburg mit Berlin mithalten. Das EU-Parlament, das in der französischen Stadt seinen Sitz hat, beschloss kürzlich das Verbot von Plastik-Trinkhalmen, Wattestäbchen, Einweggeschirr und anderem Plastikschrott. Erst der Euro und die genormte Gurkenlänge. Und jetzt wollen uns diese EU-Irren auch noch unsere Grillfeste, Ohren und den Kaffee versauen.

Kaffee mit Trinkhalm

Einwegbecher und Plastik-Trinkhalme machen einen großen Teil der Müllmenge aus.

Einwegbecher und Plastik-Trinkhalme machen einen großen Teil der Müllmenge aus.(Foto: imago/Westend61)

Die Bewohner der Ostzone trifft das besonders hart. Warum, erkläre ich Ihnen anhand eines Erlebnisses. Vor einiger Zeit saß ich in Halle an der Saale in einem Café und bestellte einen Latte Macchiato. Die Kellnerin brachte ihn mir samt Löffel und – Strohhalm. He? Wieso ein Strohhalm? Sicher ein Versehen, dachte ich. Später orderte ich einen zweiten Latte Macchiato. Auch der kam mit Strohhalm. Ich fragte die – übrigens sehr sympathische – Kellnerin, warum mein Heißgetränk mit einem Strohhalm versehen sei. Sie sagte, hier schlürften die Leute eben den Milchkaffee mit Strohhalm. Die Kellnerin berichtete, dass sie kürzlich nach dem Servieren eines Latte Macchiatos gefragt wurde: “Sparen Sie?” Sie wusste nicht, was der Gast meinte, bevor er erklärte: “Sonst wäre doch ein Strohhalm dabei.”

Seither bringt die Kellnerin alle Latte Macchiatos vorsichtshalber immer mit Strohhalm. Bevor jemand bei Google eine Bewertung schreibt: “Essen super. Latte Macchiato erstklassig. Aber Warnung! Wird ohne Strohhalm serviert!” Meine Vermutung: Der Ostdeutsche braucht einen Strohhalm, an dem er sich festhalten kann. Die DDR, seine Heimat, ist ja weg. Und nun bürdet ihm das EU-Parlament abermals eine harte Umstellung auf. Kein Wunder, dass die AfD bald auf 80 Prozent im Osten kommt. “Wir sind das Volk!” Ein Volk ohne Wurzeln und bald ohne Wegwerf-Strohhalme im Latte Macchiato! Das kann nicht gut gehen.

Ernie und die Plastikente

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In dem Zusammenhang muss ich meinen kritischen Blick leider auch auf das verantwortungslose Verhalten der ARD richten, das mit den Gebühren der Bürger seit Jahren die Plastik-Lobby unterstützt. Vielleicht erscheint Ihnen mein Beispiel übertrieben, wenn ich von der Badewanne statt vom Ozean schreibe. Aber genau das hat doch die verantwortungsbewusste Holländerin bei Peek und Cloppenburg gemeint. Auf jeden Einzelnen kommt es an. Auch auf Ernie aus der Sesamstraße.

Der Freund von Bert saß schon vor Jahrzehnten auf ARD-Kosten in der Badewanne, die, wie es Ernie freimütig bekundet, “bis oben hin gefüllt ist mit Wasser und Schaum”. Verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen sieht anders aus, Genosse Ernie. Wer es nicht glaubt, soll sich das Video auf Youtube ansehen. Vor der Wanne sind drei Spielzeugschiffe und ein Wasserball: aus Plastik! Ernie lobt seine “praktische Bürste, um mir meinen Rücken abzuschrubben”. Auch sie ist aus: Plastik! Es kommt noch schlimmer. Ernie singt eine Lobeshymne auf sein Quietschentchen. Auch das ist aus: Plastik!

​Sogar der gute alte Loriot hat womöglich Dreck am Stecken. Hat mal jemand überprüft, ob Herr Müller-Lüdenscheidt, Dr. Klöbner und Ernie für Quietscheentchen-Schleichwerbung Geld bekommen haben? Das wäre doch einmal ein schöner Auftrag für eines der Investigativteams in den Redaktionen, die seit geraumer Zeit wie Plastik aus dem Meer sprießen.

Ich kann nur hoffen, dass Eltern ihren Kindern wenigstens nur noch Quietscheentchen aus Plastik kaufen, das umweltverträglich ist und nicht durch den Abfluss ins Meer gelangt. Auch ich habe gute Vorsätze, die Ozeane zu retten. Ich werde Imker für Wildbienen. Zum Starbucks nehme ich ab sofort meine eigene Tasse mit, die ich nie mehr abwasche. Meine kleine Großnichte kriegt doch kein Quietschentchen von mir zu Weihnachten. Ich gebe die Ente im Tierheim ab. Wenn ich das nächste Mal mit meiner 180 Meter langen Jacht in die ökologisch hochsensible Antarktis schippere, bringe ich das Einweggeschirr, das ich nach Gebrauch auf meinen Kreuzfahrten gewöhnlich auf Eismüllberge und in den Ozean kippe, wieder mit nach Hause und entsorge es hier artig.

Und wenn ich das nächste Mal bei Peek und Cloppenburg eine Jeans kaufe, gehe ich in Unterhosen hin und ziehe die neue Hose sofort an, um die Einkaufstüte zu sparen. Man soll zwar neue Klamotten wegen der Chemikalien vorm ersten Anziehen waschen. Aber einen Tod müssen wir eben sterben.

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Quelle: n-tv.de

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